Vielleicht hast du auch den Vorsatz für dieses Jahr, dass du Jahr ausmisten oder gar minimalistisch leben willst. Es gibt da ein paar Punkte, über die niemand oder sagen wir fast niemand spricht und die du wissen solltest.

- Minimalismus bedeutet für jeden etwas anderes
Wir alle sind Individuen, befinden uns in unterschiedlichen Lebenssituationen und haben daher unterschiedliche Bedürfnisse. Unter uns Minimalisten gibt es Studenten, die in einer WG leben und daher z.B. kein Geschirr benötigen, weil es bereits in der WG vorhanden ist. Es gibt Selbstständige, die um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, diverses Equipment benötigen. Weiterhin gibt es auch minimalistische Familien mit Kindern. Du siehst ganz unterschiedliche Lebenssituation und aufgrund dessen natürlich auch ganz andere Bedürfnisse. Nicht jeder Minimalist besitzt nur noch das, was in einen Rucksack passt und das ist auch gut so.
2. Du wirst von anderen beurteilt und eventuell verurteilt
Egal ob du z.B. kaufsüchtig bist oder Minimalist, du wirst von anderen aufgrund deiner Lebenssituation beurteilt und eventuell auch verurteilt. Das passiert nicht immer nur durch fremde Personen, sondern auch durch Freunde und Familie. Meine Mutter hat mich einmal vorgestellt, als die Tochter, die gerade eine komische Lebensphase durchlebt und sich von allem trennen muss. Ein Fotograf, der letzten Monat bei mir zuhause war, meinte, als er meine Wohnung betrat: „Sie sind Minimalistin? Hier sieht es genauso aus, wie bei anderen Menschen zuhause.“ Ich habe mich in dem Moment gefragt, welches Bild er von Minimalisten hat.. Ich gehe davon aus, dass er das Bild vor Augen hat von einer Person, die nur 100 Dinge besitzt. Anscheinend liegt es in der Natur des Menschen andere zu beurteilen.
3. Es fühlt sich gut an zu spenden und zu verschenken
Ich hätte früher nie gedacht, wie erfüllend es sein kann, Dinge zu spenden und zu verschenken, die ich nicht mehr benötige. Das Strahlen und die Dankbarkeit, die ich von vielen erlebt habe, lässt sich schwer in Worte fassen. Nur weil du etwas nicht mehr benötigt, heißt es nicht, dass es niemand anderes benötigen kann. Es ist ein herzerfüllendes Gefühl etwas gutes zu tun und anderen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie mir. Probier es mal aus.
4. Es ist nicht immer einfach
Es ist nicht immer einfach Minimalisten zu sein. Auch der Weg dorthin war für mich nicht immer einfach. Wie ich vor langer Zeit schon mal erwähnt habe, wird man beim Ausmisten und Reduzieren oft mit alten Emotionen und eventuell auch nicht abgeschlossenen Situation und Konflikten konfrontiert. Es kann sein, dass Dinge aufgearbeitet werden müssen, die lange tief in uns geschlummert haben.
Zusätzlich dazu, wenn du den Ballast abgeworfen hast, wirst du eventuell von deinen Freunden und Familie schief angeschaut. Ein beliebtes und wichtiges Thema sind auch die lieben Geschenke. Auch wenn du nichts willst und aktuell nichts benötigst, werden deine Großeltern oder auch Eltern, dies nicht verstehen, da sie zu einer anderen Zeit aufgewachsen sind, vielleicht auch zu Kriegszeiten, als ein großer Mangel herrschte.
5. Minimalisten sind nicht perfekt
Wir Minimalisten sind nicht perfekt. Was ist perfekt? Auch bei uns Minimalisten ist es mal unordentlich und wir haben auch mal Fehlkäufe. Das ist menschlich. Auch ich habe letztes Jahr aufgrund von fehlender Zeit einen Fehlkauf getätigt. Daraus habe ich gelernt und ich werde ab sofort nicht mehr bis zur letzten Minute warten, bis ich eine Entscheidung treffe.
6. Minimalismus löst nicht alle deine Probleme
Ich dachte früher, dass Minimalismus alle meine Probleme lösen würde. Doch sind wir mal ehrlich, dass ist utopisch. Ja, das minimalistische Leben kann Probleme lösen. Doch stell dir vor, eine Person hat aufgrund von unnötigem Konsum diverse Schulden gemacht und ist jetzt an einem Punkt, wo die Rechnungen nicht mehr gezahlt werden können. Minimalismus wird diese Schulden nicht von heute auf morgen wegzaubern. Ja, durch das Verkaufen von Dingen können einige Schulden abgezahlt werden. Doch es gibt Menschen, da reicht das nicht, da sind die Schulden so hoch, dass sie nicht mehr zurück gezahlt werden können. Minimalismus kann auch nicht deine gesundheitlichen Probleme lösen, wenn du z.B. Neurodermitis hast oder vielleicht sogar einen Herzprobleme.
Minimalismus kann also einiges lösen, aber eben nicht alles.
7. Minimalismus muss nicht in allen Lebensbereichen sein
Du musst nicht in allen Bereichen minimalistisch Leben. Ich kenne Personen, die Leben an sich minimalistisch, aber es gibt einen Bereich, sei es Elektronik oder auch Kosmetik, bei dem die Person nicht minimalistisch leben möchte. Das ist vollkommen in Ordnung. Ich zitiere hier immer wieder gerne Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus, die bei einer Signierstunde genau danach gefragt wurden. Dort gab es eine Person, die gesagt hat, dass er an sich minimalistisch lebt. Doch er liebt seine Bücher, liest für sein Leben gerne und die Bücher bereichern sein Leben. Muss er seine Bibliothek nun auch ausmisten und auflösen? Beide haben damals gesagt, dass niemand ihn zwingt, seine Bücher auszumisten und er diese behalten kann, wenn sie ihn so bereichern.
Es gibt noch einiges mehr in der Hinsicht. Gerne darfst du noch etwas hinzufügen.
Deine Esther

Liebe Esther
Du sprichst mir aus dem Herzen.
Es ist bei mir so wie mit allen Gewohnheiten: abĺegen, aufgeben –
hab ich schon 100x geschafft!
Ich würde mich nicht gerade als konsumsüchtig bezeichnen,
besitze nur gebrauchte oder selbst zusammengeschusterte Möbel und fast nur selbstgenähte Kleidung, aber wenn ich an einem Stoffgeschäft oder Stoffestand vorbeikomme muss immer was mit.
Also kommt für mich Minimalismus z. B. nicht ins Nähzimmer.
Liebe Grüsse
Cornelia
Liebe Esther,
dies ist meine überhaupt 1. schriftliche Reaktion auf einen Beitrag. Nun warum schreibe ich; weil deiner wirklich sehr sympathisch, nachvollziehbar und völlig unaufgeregt verfasst wurde und ich in allen Punkten nur zustimmen kann.
Mir gefällt mein Minimalismusweg, ich fühle mich gut damit und nur das ist wichtig. Ich freue mich schon darauf (bis voraussichtlich Ende diesen Jahres) dort angekommen zu sein wo ich hin möchte, um mich dann anderen Dingen und Aufgaben sowie völlig Neuem öffnen und widmen zu können.
Herzliche Grüße,
Melanie
Liebe Melanie,
vielen Dank für dein Kommentar. Es freut mich zu hören, dass es dir mit deinem Weg gut geht und du langsam an dir und deinen Bedürfnissen arbeitest. Es ist interessant sich mit sich selbst auseinander zu setzen und sich selbst besser kennen zu lernen. Was sind die Dinge und Aufgaben, denen du dich widmen möchtest, wenn du dort angekommen bist, wo du hin möchtest? Mich würde auch interessieren, was dein Ziel ist, auf das du hinarbeitest. Liebe Grüße Esther
Liebe Esther,
ich habe bereits viel über Minimalismus gelesen und ging mit Schwung und Elan ans Werk. Doch irgendetwas stimmte da nicht. Kaum hatte ich einen Großteil weggegeben, kaufte ich wieder nach.
Dank Deines sehr guten Beitrags und den Kommentaren der anderen, gingen mir die Augen auf. Ich muss mich nun nicht mehr schuldig fühlen.
Bei mir sind es meine Bücher, von denen ich umgeben sein muss. Damit es aber im Rahmen bleibt, nutze ich Tauschbörsen und die gute alte Bibliothek.
Aber an einem Wollgeschäft kann ich schlecht vorbeigehen. Ich häkle und stricke Babysachen für Familien, Mütter etc., die finanziell nicht so gut gestellt sind. Ich habe so Freude daran!
Nach Deinem Beitrag muss ich nun kein schlechtes Gewissen mehr haben und kann nochmal neu mit “Aussondern” beginnen. Mit dem richtigen Blick darauf.
Vielen Dank und alles Liebe. Sylke
Hallo Sylke,
vielen Dank für ein Kommentar. Es freut mich, dass du dich nicht mehr schuldig fühlst. Das solltest du auch nicht. Jeder lebt den Minimalismus auf seine Weise und in seinem Rahmen. Manche leben ihr komplettes Leben minimalistisch, andere nur in einigen Bereichen.
Leben und leben lassen! Es geht darum, wie der Minimalismus dir gut tut und nicht, wie es bei anderen ist. Andere Menschen haben andere Lebenssituationen.
Ich finde es super, dass du Babysachen für andere häkelst und strickst, die finanziell nicht so gut gestellt ist.
Mach weiter so!
Liebe Grüße
Esther
Schöner Beitrag in dem ich viele meiner Gedanken wiederfinde. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Gefühlen, die in “Erinnerungsstücken” verbunden sind, finde ich wertvoll am Thema Minimalismus.
Mir gefällt es auch dass du sagst, es muss nicht jeder Teil minimalistisch sein. Ich kann auf Reisen außergewöhnlichen Dekorstücken wie Lampen oder Kissenbezüge nicht widerstehen und möchte das auch nicht. Für mich bedeutet Minimalismus ein Stück weit, ich habe das, war ich brauche und liebe. Was ich gerade merke ist, dass Dinge, mit denen ich garnicht weiß wo ihr Aufbewahrungsort sein soll, die immer “rumliegen” eigentlich direkt weg können 🙂
LG Conny
Hallo Esther,
habe auch einiges ausgemistet ,da ich es nicht mehr benötigte. Es ist eine Wohltat sich von so einigen Dingen zu trennen,auch wenn,so wie du geschrieben hast,mit emotionen verbunden ist. In manchen Sachen war es eine Erleichterung wenn nichts sogar eine Erlösung, da ich mit dieser Geschichte endlich abschließen konnte. Gegenstand weg , Gedanken weg.
Außerdem erleichtert es so manchen Umzug, nicht ständig Freunde fragen ob Sie einen helfen,sondern alles in zwei drei Koffer und fertig ist der Umzug.
Ich bin beruflich als Lkw Fahrer tätig und schlafe Montag bis Freitag im Lkw,geduscht wird an Autohöfen. Viel putzen,Fehlanzeige. Mehr Zeit für mich. Privatpkw habe ich auch nicht mehr,verkauft dafür einen Roller gekauft. Längere Strecken werden mit dem Zug zurückgelegt.
Ich sage immer es geht alles wenn man will.
Liebe Esther,
Ich habe viele Beiträge zu Minimalismus lesen und es bisher immer das gleiche. Du hast den besten Text dazu verfasst. Ich danke dir.
Vielen Dank Miriam 🙂
Hallo Esther,
danke für deinen Beitrag, er hat mich sehr angesprochen, weil er genau das widerspiegelt was ich denke. Und ich finde ihn sehr gut, weil er nicht mit erhobenen Zeigefinger geschrieben ist. Jeder muss seinen Weg finden und sich gut damit fühlen, ganz genau. Danke