Oft wird Minimalismus damit in Verbindung gebracht, dass eine Person alles verkauft, nur noch das besitzt, was in einen Rucksack passt und um die Welt reist und so ihre Freiheit auslebt.
Meines Erachtens geht Minimalismus noch viel tiefer, als den Job zu kündigen, das Haus zu verkaufen und die Welt mit dem Rucksack zu erkunden.
Ein minimalistischer Lebensstil ist langfristig und nachhaltig. Nachhaltig in Bezug auf die Ressourcen unserer Umwelt und auch nachhaltig in der Art und Weise wie es uns und unser Leben zum Positiven verändert.
Auch wenn du das Haus noch abbezahlen muss und abends zwei Kinder in Bett bringst, kannst du trotz allem minimalistisch leben UND DIE FREIHEIT spüren.
Wie Gegenstände uns zu Sklaven machen
Gegenstände und Krempel machen uns oft zu einem Sklaven. Nicht umsonst gibt es das Zitat aus dem Film Fight Club:
Krempel ist schwer zu transportieren. Dadurch zögern wir vielleicht umzuziehen und verpassen die Möglichkeit einen neuen Job anzunehmen oder neue Dinge zu erleben.
Zu viel Zeug kann uns auch herunterziehen, uns schwerfällig machen, ja gar lethargisch. Was viele nicht bedenken, ist, dass der Überschuss an Dingen nicht nur unser zuhause vollstopft, sondern auch unsere Gedanken. Wir sind abgelenkt von dem, was uns im Leben wichtig ist und sind daher auch oft überfordert.
Oft behalten wir Gegenstände, weil wir mit ihnen Erinnerungen verbinden. Sei es die Erinnerung an die erste große Liebe, das Abitur, einen Studienabschluss oder einen bestimmten Urlaub. Doch sind wir mal ehrlich. Die Erinnerungen sind in uns, nicht in den Gegenständen. Die Gegenstände erinnern uns vielleicht an die Erinnerung, mehr aber nicht. Der Gegenstand an sich kann uns die Erinnerung nicht geben oder nehmen. Wenn uns etwas wichtig ist, werden wir den bestimmten Moment bestimmt nicht vergessen. Warum also die Wohnung damit zustellen, wenn doch alles in uns ist?
Auch finanziell müssen wir wortwörtlich dafür zahlen. Es gibt viele Menschen, die sich für Gegenstände verschulden und dann damit monatlich hadern, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Dies kann dann dazu führen, dass Pläne, die diese Menschen einmal gemacht haben, verschoben oder sogar zerstört werden. Oft handelt es sich bei diesen Gegenständen um die sogenannten Statussymbole, die zeigen sollen, dass wir auch etwas erreicht haben; dass wir uns auch etwas leisten können und sei es „nur“ die Markenkleidung. Dabei vergessen wir, dass wir nicht das sind, was wir besitzen.
Wir sind nicht, was wir besitzen
Viele von uns glauben, dass wenn wir etwas bestimmtes besitzen, wir auch zu einer bestimmten Person werden. Wir fangen an uns mit unserem Besitz zu identifizieren. Was ich damit meine, ist das folgende: Jemand kauft sich einen bestimmten Gegenstand, sei es ein bestimmtes Marken- Kleidungsstück, ein bestimmtes Auto etc. und zeigt dies, um anderen zu zeigen, dass er auch erfolgreich ist, dass er genauso cool ist etc. Diese Person will „dazugehören“. Doch genau diese Menschen sind nicht sie selbst. Sie spielen eine Rolle. Eine Rolle, die sie nicht glücklich macht, die einfach nur den Schein wahrt.
Das kann sogar zu einer Sinnkrise führen, da diese Personen dann irgendwann so in ihrer Rolle gefangen ist, dass sie gar nicht mehr weiß, wer sie eigentlich wirklich ist. Da dann wieder herauszukommen und zu sich selbst zu finden, ist ein schwerer und oft auch langwieriger Prozess.
Wie führt Minimalismus zu mehr Freiheit?
Wenn wir (viel) Kram besitzen, dann kostet dies Zeit, Geld und Energy. Zeit, um uns um die Dinge zu kümmern, sie zu pflegen und auch zu reparieren. Wobei ich in der heutigen Zeit oft das Gefühl habe, dass das Thema reparieren für viele zu anstrengend ist und eben zu viel Zeit kostet. Also wird neues Zeug gekauft, was uns wiederum Geld kostet. Geld, dass wir vielleicht sogar für etwas anderes eingeplant haben. Zusätzlich kostet es Energie. Energie, uns um die Dinge zu kümmern; um uns damit zu beschäftigen das Neue anzuschaffen. Energie aus Ressourcen.
Das führt dazu, dass wir mit einer Art Scheuklappen durchs Leben laufen, auf der Suche nach dem Neuen, nach mehr. Dabei verlieren wir die freie Sicht auf das Leben.
Wenn wir weniger besitzen und auch achtsam konsumieren, indem wir uns fragen, ob wir diesen Gegenstand jetzt wirklich brauchen, dann haben wir mehr Zeit, Energy und Geld übrig, um uns den Dingen zu widmen, die uns wichtig sind im Leben.
Wenn wir uns von der Ablenkung durch die überschüssigen Dinge trennen, dann bekommen wir die Freiheit zurück wieder tief ins Leben einzutauchen, unsere Beziehungen zu anderen zu vertiefen und unser wahres Potential zu entdecken.
